Die Impfkampagne in Deutschland gewinnt weiter an Tempo. Das könne uns aber auch überfordern, schreibt das Handelsblatt, zumal in mehreren Bundesländern in dieser Woche die Priorisierung bei den Corona-Impfungen in Arztpraxen ende. Schon jetzt fühlten sich viele niedergelassene Ärzte „wie die letzte Mauer“ bei der Impfstoffvergabe, sagte die Chefin des Ärzteverbandes Marburger Bund, Susanne Johna. Sie warnte: Durch die Aufhebung der Impfpriorisierung gebe es nicht mehr Impfstoff, „sondern einfach noch mehr Menschen, die um ein knappes Gut konkurrieren.“
Weniger dramatisch aber ebenso deutlich erklärt der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), dass die Vertragsarztpraxen erst seit Anfang April aktiv an der landesweiten Impfstrategie gegen das Coronavirus beteiligt seien und in dieser kurzen Zeit schon einen beachtlichen Impf-Marathon hingelegt hätten. Jetzt werde so schnell wie möglich ausreichend Impfstoff gebraucht, um endlich eine verlässlichere Planung in den Praxen zu ermöglichen und allen impfwilligen Bürgern zeitnah ein Impfangebot machen zu können.
Die Vertragsärzte werden aktuell immer wieder mit veränderten oder gekürzten Impfstoffbestellungen konfrontiert, auf die sie keinen Einfluss haben, so die KVWL. Diese kurzfristigen Änderungen der bundesweiten Bestellvorgaben bedeuten für die Praxen nicht nur einen organisatorischen Mehraufwand, sondern führen auch zu Diskussionen in den Praxen. Denn viele Bürgerinnen und Bürger würden glauben, dass mit der Aufhebung der Priorisierung für den Impfstoff von AstraZeneca nun auch eine Impfung unmittelbar möglich ist.
Die große Anzahl an Anrufen, die die Praxen in den vergangenen Tagen erreicht hätten, bestätige die hohe Nachfrage nach dem Vakzin. Gleichzeitig sei aber die Gesamtmenge des Impfstoffs immer noch begrenzt, auch für AstraZeneca. In der Konsequenz heißt das laut KVWL, dass nicht alle Impfwünsche unmittelbar erfüllt werden können und die Bürger weiterhin geduldig sein müssten.
So lange nicht ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht, werden die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte aus ethischen Gesichtspunkten – auch bei einer allgemeinen Aufhebung der Impf-Priorisierung – weiterhin vorrangig die älteren und vorerkrankten Patienten impfen. Der KVWL-Vorstand versteht zwar die aufkommende Ungeduld vieler Bürger im Zusammenhang mit den Corona-Impfungen, aber der zunehmende Impfneid sowie die häufig langwierigen Diskussionen belasten das Praxispersonal in dieser herausfordernden Situation zunehmend.
(Quellen: Handelsblatt morning briefing 17.05.; kvwl.de; Bild: pixabay)
Tipp für Patienten der Arztpraxen in unserem Ärztenetz Raniq e.V.
Die Impfpriorisierungen entfallen ab dem 07. Juni 2021.
Nutzen Sie von diesem Zeitpunkt an unsere aktuelle Übersicht, der Sie entnehmen können, wie Sie bei Ihrem Haus- oder Facharzt am besten einen Impftermin vereinbaren können.
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Bisher werden noch Alte, Vorerkrankte sowie besonders gefährdete oder systemrelevante Berufsgruppen vorrangig geimpft. Ihre Reihenfolge ist in drei Vorrangstufen (Prioritäten) geregelt.