AUFGEWÄRMTE SPEKULATIONEN UND VOREILIGE SCHLUSSFOLGERUNGEN
Überwiegend aus bekannten Informationen (Erstsendung im April 2017) bestand die gestrige Sendung des ARD-Magazins Plusminus (16.08.) über Methadon als „wunderbarer“ Hoffnungsträger und positives Ergänzungsmittel in der Krebstherapie. Als „Belege“ für die Wirksamkeit reichten den Magazinmachern erneut einige wenige Krebspatienten, die mit der ergänzenden Methadoneinnahme nach eigenem Urteil gut gefahren sind, und die emotional und plakativ ins Bild gesetzt wurden.
Dazu nur so viel: Der nach wie vor spekulative Charakter der Wirkungszusammenhänge wird selbst von der Redaktion nicht geleugnet, wie der schriftliche Dokumentationsbericht zur Sendung zeigt (Link siehe unten). Definitiv fehlen weiterhin wissenschaftliche Nachweise durch klinische Studien. Die Notwendigkeit dazu wird erfreulicherweise auch durch selbst Plusminus unterstrichen.
Wie bei uns kommt es auch in der Schweiz infolge der Medienberichterstattung natürlich zu zahlreichen Patientenanfragen. Beispiel Thomas Ruhstaller, Stellvertretender Chefarzt am Brustzentrum St. Gallen, der mit Anfragen überschwemmt wird, von Patientinnen, die etwas vom Wundermittel gehört haben. «Warum erhalte ich das nicht?», fragen sie. Ruhstaller ist schockiert, denn für die Wirkung dieser Therapie gebe es keine wissenschaftliche Basis. «Die Heilsversprechung wird nun aber in den neuen Medien gepuscht. Sie macht den Patienten Hoffnung, und wir brauchen viel Energie, um diesen zu erklären, dass es dafür noch zu früh ist“, zitiert ihn das Schweizer Tagblatt vom 27.7. 2017.
Zum fairen Umgang mit Krebspatienten und deren verständlichem Griff nach jedem Strohhalm gehört es, ihnen voreilig erweckte Hoffnungen auf positive Wirkungen, die nicht durch klinische Erforschung belegt sind, zu ersparen.
Infolinks
www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/methadon-krebstherapie-reaktionen-100.html
http://www.tagblatt.ch/nachrichten/panorama/ungesichertes-versprechen;art253654,5020536