Jetzt im Herbst geht es wieder los: Sinkende Temperaturen und trockene Heizungsluft sorgen für steigende Zahlen bei den Atemwegsinfekten. „Viele der Betroffenen suchen deshalb ihren Hausarzt auf und fragen gezielt nach Antibiotika, weil sie schnell wieder voll einsatzfähig sein wollen“ berichtet Dr. Carsten König, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Erkältungen mit Symptomen wie Halsschmerzen, Schnupfen, Husten und Bronchitis würden aber fast immer durch Viren ausgelöst, betont der Hausarzt. „Die Behandlung mit Antibiotika bringt in diesen Fällen nichts; diese sind nur gegen Bakterien wirksam.“ Schlimmer noch: „Der unsachgemäße, breite Gebrauch von Antibiotika unterstützt die Resistenzentwicklung von krankheitserregenden Bakterien und schwächt somit die Wirksamkeit der Medikamente“, ergänzt Dr. Wolfgang-Axel Dryden, 1. Vorsitzender der KV Westfalen-Lippe und ebenfalls Allgemeinarzt. „Nur wenn Antibiotika rational eingesetzt werden, bleiben sie eine wirksame Waffe.“
Um Ärzte und Patienten für das Thema Resistenzbildung zu sensibilisieren und zu einem bewussteren Umgang mit Antibiotika bei akuten Atemwegsinfekten zu motivieren, haben elf Kassenärztliche Vereinigungen, die Kassenärztliche Bundesvereinigung und der Verband der Ersatzkassen (vdek) das Projekt „Resistenzvermeidung durch adäquaten Antibiotikaeinsatz bei akuten Atemwegsinfektionen“ (kurz: RESIST) gestartet Es wurden spezifische Instrumente entwickelt, darunter eine Online-Schulung für Mediziner sowie Informationsflyer für Patienten und Entscheidungshilfen für Ärzte und Patienten. Das Modellvorhaben ist auf zwei Jahre angelegt und wird mit 14 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds der Bundesregierung gefördert.
In Nordrhein-Westfalen (NRW) engagieren sich die KVen Westfalen-Lippe und Nordrhein sowie der vdek NRW gemeinsam für den rationalen Einsatz von Antibiotika bei Atemwegserkrankungen. Versicherte der Techniker Krankenkasse, der BARMER, der DAK-Gesundheit, der KKH Kaufmännische Krankenkasse, der hkk und der hek sollten sich bei ihrem Arzt erkundigen, ob dieser an RESIST teilnimmt. Dann können sie die besonders ausführliche Beratung zum Antibiotikaeinsatz in Anspruch nehmen. Die Frist für die Einschreibung der Ärzte ist noch einmal bis zum Jahresende verlängert worden. Quelle: kvwl.de