Ob aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit – auch in medizinisch unkritischen Situationen werden die Notfallambulanzen der Krankenhäuser oder auch den Rettungsdienst in Anspruch genommen, statt das Hilfsangebot des ärztlichen Bereitschaftsdienstes zu nutzen. In den Klinikambulanzen kommt es so zu unnötig langen Wartezeiten zulasten tatsächlicher Notfälle; viele Rettungswageneinsätze sind überflüssig. Vor diesem Hintergrund werden ab April in Ostwestfalen-Lippe integrierte Leitstellen getestet, in denen speziell geschulte Disponenten nicht nur auf Rettungsdienst und Notarzt Zugriff haben. Wie die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) ankündigt, werden die Disponenten auch den Fahrdienst der niedergelassenen Ärzte anfordern oder die Patienten an die nächstgelegene Notfalldienstpraxis verweisen können.
Das Pilotprojekt ist auf drei Jahre angelegt und wird wissenschaftlich begleitet, die Ergebnisse werden evaluiert. „Die KVWL gibt eine Finanzierungszusage für die laufenden Kosten in Höhe von 900 000 Euro, um das Pilotprojekt wie geplant im April starten zu können. Die weitere Optimierung der Notfallstrukturen in Westfalen-Lippe duldet keinen Aufschub“, betont Dr. Nordmann, 2. Vorsitzender der KVWL.
Gemeinsam mit den Rettungsleitstellen in Paderborn, Höxter und Lippe wolle man Erfahrungen dazu sammeln, ob die klassische Notrufnummer 112 sowie die Bereitschaftsdienstnummer 116117 von einer einheitlichen, regionalen Leitstelle gesteuert werden können. Es gehe darum, die Patienten in die richtige Versorgungsstruktur zu leiten und die Fehlinanspruchnahmen von Klinikambulanzen und Rettungsdiensten zu reduzieren. (kvwl.de; Bild: pixabay)