Mit scharfer Kritik hatte die kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Ende Dezember vergangenen Jahres reagiert, nachdem sich der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), sich kritisch zum Thema Praxisöffnungszeiten geäußert hatte. Die Aussagen des GKV-Spitzenverbands seien ein Schlag ins Gesicht der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen und zeugen von der Ferne von Krankenkassenfunktionären zur Versorgung von Patienten. Die Niedergelassenen würden 52 Wochenstunden im Schnitt arbeiten und häufig viel mehr Sprechstunden leisten als sie müssten. Es sei also Unsinn, zu behaupten, zu wenige Samstagssprechstunden seien der Grund dafür, dass Menschen in die Notaufnahmen gingen.
Zur Position der KBV passt eine aktuelle Stimme aus der Realität in den Arztpraxen im Kreis Recklinghausen, die sich jetzt per Leserbrief in der Recklinghäuser Zeitung zu Wort meldete. Hier Inhalt und Position dieser Patientin:
„Mein Hausarzt – seit fast 40 Jahren in Herten praktizierend – kommt meiner Erfahrung nach auf kaum unter 60 Arbeitsstunden die Woche. Zwar hat er am Mittwoch auch nur vormittags bis 11:00 Uhr Sprechstunde, aber erstens kommt kaum ein „Doc“ um 11:00 Uhr aus der Praxis, und zweitens stehen dann die Hausbesuche, etwa in Altenheimen, an. Mit besagten Hausbesuchen endet auch (fast) jeder andere Arbeitstag. Und Praxisschluss heißt bestimmt nicht: Doktor zum Golfspielen weg. Zusätzlich müssen noch Abrechnungen und anderer bürokratischer Kram erledigt werden. Von unbezahlten Arbeitsstunden und der psychischen Belastung ganz zu schweige… “ KBV.de; Recklinghäuser Zeitung; Bild: pixabay