“…Die Lobbyisten behaupten immer, dass Impfen eine risikofreie Maßnahme zur Stärkung der Volksgesundheit sei.
Sozialmediziner: Das ist auch falsch, ja. Die genaue Zahl von Impfkomplikationen weiß leider nur der liebe Gott. Sie ist kaum zu ermitteln. Wir können einen zeitlichen Zusammenhang herstellen. Aber ob dem auch ein ursächlicher Zusammenhang entspricht, ist oft fraglich. Es gibt abenteuerliche Geschichten, wenn etwa nach einer Impfung mehr Schlangenbisse auftraten – da weiß jeder: Da gibt es keinen ursächlichen Zusammenhang, aber man notiert es, um sich abzusichern. Nach allem, was wir weltweit wissen, sind echte Schäden extrem selten.
Kinderärztin: Ich kläre Eltern über mögliche Reaktionen, etwa bei der Masernimpfung, auf, die in diesem Fall aber erst fünf Tage später auftreten können. Und dann erzählen sie beim nächsten Termin, dass ihr Kind auf die Impfung reagiert habe, weil es kurz danach Fieber gekriegt habe. Obwohl das wegen des Zeitpunkts nicht an der Impfung gelegen haben kann, sehen die Eltern einen Zusammenhang.
Sozialmediziner: Ein Medizinhistoriker hat die Impfskepsis mal als Ausdruck einer Enttäuschung bezeichnet. Als die Mikrobiologie erste Erfolge feierte, glaubte man, dass Infektionen in Zukunft ausgerottet würden. Der Mensch würde die bedrohliche Natur mit Technik, Hygiene, Schutzimpfung und Antibiotika zähmen. Heute lauern Keime sogar dort, wo wir am allermeisten beschützt sein wollen, im Krankenhaus. Zudem erscheint die Natur nicht mehr bedrohlich, sondern gefährdet. Damit einher geht eine Skepsis gegenüber der wissenschaftlichen Medizin überhaupt. Sie ist in Misskredit geraten und damit wohl auch die Vorstellung, was man mit dem Impfen erreichen kann.
Kinderärztin: Es gibt auch Skepsis gegenüber der Pharmaindustrie: Wie sehr bereichert sie sich an Impfungen, ist das wirklich alles nötig? Andererseits wundert man sich, was die Leute alles in der Apotheke kaufen, wenn sie bloß eine Erkältung haben. Da wird alles genommen, egal was drin ist.”