CORONA-Patienten werden schon jetzt ganz überwiegen ambulant behandelt, unterstrich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) anlässlich der letzten Gesundheitsministerkonferenz (GMK). Das seien 19 von 20 COVID-19-Patienten, wie der KBV-Vorsitzende, Dr. Andreas Gassen, hervorhob. „Die Praxen der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen und ihrer Teams der Medizinischen Fachangestellten leisten Enormes. Gemeinsam stehen KBV, Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) und niedergelassene Ärzteschaft bereit, auch die kommenden Wochen und Monate zu meistern“, erklärte er weiter.

Daß die Bundeskanzlerin mit den Regierungschefs beschlossen habe, die Praxen der Hausärzte und Fachärzte zu entlasten, sei richtig. Unabdingbar sei es aber, so die KBV, dass mögliche Versorgungsszenarien auch mit den betroffenen Versorgern besprochen würden. Das gelte insbesondere für die unmittelbare Versorgung vor Ort durch Haus- und Kinderärzte. Nur so könne man der jeweiligen Lage erfolgreich gerecht werden.

„Es gibt viele Möglichkeiten, die wir einsetzen können: Fiebersprechstunden, Schwerpunktpraxen oder auch eigenständige COVID-19-Einrichtungen. Um die jeweils passgenaue Lösung zu finden, sollte regional entschieden werden. Denn die Anforderungen und Behandlungsoptionen in der ländlichen Fläche stellen sich anders dar als in der Großstadt“, sagte Gassen. Um bei regionalen Fallzahlsteigerungen und Überschneidungen der Symptome der mit Herbst und Winter einhergehenden Erkältungskrankheiten sowie einer eventuellen Grippewelle schneller agieren zu können, sollte wieder die Möglichkeit einer telefonischen Arbeitsunfähigkeit (AU) geschaffen werden, fordert die KBV. Dieses Instrument habe die Praxen bereits im März und April erheblich entlastet. Man werde sich im Gemeinsamen Bundesausschuss dafür stark machen, dass die Möglichkeit der telefonischen AU wieder eingeführt werde.

In einem White Paper hat die KBV beschrieben, wie sich das Pandemiegeschehen des kommenden Herbstes und Winters meistern lässt.

Die Grippesaison steht in diesem Jahr unter besonderen Vorzeichen. Mit der COVID-19-Pandemie sieht sich das Gesundheitssystem einer potenziellen Doppelbelastung ausgesetzt. Die Grippeimpfung gehört zu den wichtigsten und wirksamsten Präventivmaßnahmen in der Medizin. Aber gerade in Zeiten von Corona ist sie noch einmal umso bedeutsamer“, betont die KBV. „Die Praxen sind jedenfalls bestens vorbereitet!“

Die KBV rät insbesondere Risikopatienten, sich gegen Grippeviren impfen zu lassen, da diese ein erhöhtes Risiko für schwere Influenza- und COVID-19-Verläufe haben. Zur Risikogruppe gehören Personen ab 60 Jahren, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Grunderkrankungen sowie Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel. Impfen lassen sollten sich außerdem Personen, die regelmäßig mit Risikopersonen in Kontakt kommen – ob im Haushalt oder bei der Betreuung. Dazu zählt auch medizinisches Personal, für das ein erhöhtes Risiko besteht, selbst zu erkranken und Patienten zu infizieren.

Die Impfquoten der letzten Jahre stellen die KBV noch nicht zufrieden – da sehe man auf jeden Fall Verbesserungsbedarf. Laut Ständiger Impfkommission (STIKO) haben sich in der Saison 2018/19 nur rund 35 Prozent der Menschen ab 60 Jahre und zwischen 20 und 50 Prozent der chronisch Kranken impfen lassen. Gemäß den STIKO-Empfehlungen bietet eine hohe Impfquote nicht nur individuellen Schutz vor Influenza und einer doppelten Infektion mit SARS-CoV-2. Sie stellt auch sicher, dass das Gesundheitssystem nicht mit schweren Krankheitsverläufen überlastet wird.

Quelle: kbv.de