„Die Influenza-Aktivität ist in der 7. KW 2018 (12. – 18. Februar) im Vergleich zur Vorwoche nochmals deutlich angestiegen.“, so der aktuelle Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) im Robert Koch-Institut (RKI). Seit Beginn der Grippesaison im Oktober 2017 (40. KW) sind dem RKI rund 82.000 bestätigte Influenzafälle übermittelt worden. Derzeit kommt niemand an diesem Thema vorbei: Ob in den Wartezimmern der Ärzte, in Betrieben und Büros, beim Einkaufen oder im Sportverein…, überall Betroffene und überall hört man in diesen Tagen von Grippe, Erkältungen und den Folgeerscheinungen. Dazu steht laut Wettervorhersagen den Menschen in Deutschland unmittelbar ein Kälteeinbruch bevor.
Die Medien greifen deshalb das Thema erneut auf. Überregional textete vor einigen Tagen die Deutsche Presseagentur „Grippewelle rollt mit neuem Spitzenwert“. Die Recklinghäuser Zeitung machte heute mit der Headline „Warm einpacken“ ihre Titelgeschichte der Samstagsausgabe auf. Die RZ-Redaktion hatte für diesen Bericht auch über die raniq-Internetseite recherchiert. Die Grippewelle habe längst auch Recklinghausen erreicht, heißt es im Lokalteil unter der Überschrift „Wie ein Schlag mit der Keule“. Beispielhaft für die angespannte Situation im Versorgungsgebiet wurde unser Ärztenetz-Mitglied, Dr. Arnd H. Großmann, befragt. Er sagte aus Sicht seiner Hausarztpraxis in Recklinghausen-Suderwich: “140 Patienten waren allein am Vormittag da. Nicht alle mit Grippe-Symptomen, aber doch ein Großteil davon“. Leider bleibe auch sein Personal nicht verschont. Zitat: „Drei von sieben Angestellten liegen flach.“
Vor diesem Hintergrund ist eine Grippeimpfung weiterhin empfehlenswert, so z.B. auch die EU-Kommission. Sie hat jetzt eine höhere Impfbereitschaft wegen der europaweiten Grippewelle angemahnt. “Ich appelliere an alle Bürger in der Europäischen Union, sich selbst und ihre Kinder impfen zu lassen”, sagte der zuständige EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis der Zeitung “Die Welt”. Er forderte auch, den “Fehleinschätzungen über Impfungen nicht zu glauben”. Sie seien eine “wichtige Maßnahme zur Erhaltung der öffentlichen Gesundheit und sollten eine Selbstverständlichkeit sein“.
Dieser Aufruf zum Impfen kommt zwar recht spät. Nach der Immunisierung dauert es in der Regel 10 bis 14 Tage, bis ein vollständiger Impfschutz aufgebaut ist. Für einen rechtzeitigen Schutz empfiehlt das RKI daher grundsätzlich, sich bereits im Oktober oder November impfen zu lassen. Da aber unklar ist, wie die Infektionsraten in den nächsten Wochen verlaufen – in einigen zurückliegenden Jahren gab es innerhalb einer Saison zum Beispiel nach einer Influenza-A-Welle noch eine zweite Influenza-B-Welle -, kann eine Impfung noch sinnvoll sein, schreibt spiegelonline.de.
Viele EU-Staaten würden von überdurchschnittlich vielen Krankenhausaufenthalten infolge von Grippeerkrankungen berichten, sagte Andriukaitis. Der Kommissar wies mit Bezug auf die EU-Agentur für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) darauf hin, dass jedes Jahr 40.000 Menschen in der EU, Liechtenstein, Island und Norwegen an Komplikationen sterben würden, die mit einer Grippe-Erkrankung in Verbindung stehen.
Ebenso wie das EU-Gesundheitsministerium empfiehlt auch die AGI vom RKI weiterhin, dass sich Menschen gegen die Grippe impfen lassen, bei denen die Ständige Impfkommission dies explizit empfiehlt. Das sind unter anderem alle ab 60-Jährigen, viele chronisch Kranke sowie Schwangere (ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel). Des Weiteren wird die Impfung Menschen nahegelegt, die ein größeres Risiko haben, im Krankheitsfall andere anzustecken, medizinisches Personal zum Beispiel.
Die Impfung bietet zwar keinen hundertprozentigen Schutz, kann aber das Krankheitsrisiko erheblich senken. Dabei ist auch die Wahl des Impfstoffs entscheidend: In drei Viertel der in Deutschland diagnostizierten Fälle waren bestimmte Influenza-B-Viren die Auslöser. Der in Deutschland am häufigsten verwendete Dreifachimpfstoff ist gegen diese kaum wirksam. Ein ebenfalls erhältlicher Vierfachimpfstoff wiederum hat laut AGI jedoch eine gute Schutzwirkung. Wer sich noch impfen lassen will, sollte diese Variante vorziehen, empfiehlt die Ständige Impfkommission. Ob die Kassen die Kosten dafür übernehmen, sei momentan noch nicht geklärt. Zu einer Nachimpfung mit einem Vierfachimpfstoff für gesunde Personen, die bereits mit dem Dreifach-Serum immunisiert wurden, rät das RKI hingegen nicht. (Bild: pixabay)