Erstmals zeigt eine repräsentative Studie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), wie es in deutschen Praxen um die Digitalisierung bestellt ist. Im Rahmen der Erhebung „PraxisBarometer Digitalisierung“ wurden hierfür mehr als 1.750 Ärzte und Psychotherapeuten befragt. „Besonders interessant sind die Informationen darüber, welche Chancen und Gefahren niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten in der Digitalisierung sehen…“, so KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen.
Die Studienergebnisse zeigen, dass bereits 73 Prozent der befragten Praxen die Patientendokumentation mehrheitlich oder vollständig digitalisiert haben. Rund 60 Prozent der Hausärzte nutzen eine digitale Anwendung, um Arzneimittelwechselwirkungen zu erkennen. Rund drei Viertel der Praxen verfügen über Geräte mit digitalen Schnittstellen zum Praxisverwaltungssystem.
Die Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten, die Zukunft sinnvoll, also patientengerecht, zu gestalten, so die KBV. Chancen dafür würden nach Einschätzung der Ärzte und Psychotherapeuten beispielsweise in elektronischen Medikationsplänen (54 %), digitalen Notfalldatensätzen (49 %) sowie digitalen Verordnungen (44 %) liegen. Auch in der Einrichtung eines digitalen Mutter- beziehungsweise Impfpasses (43 %) und einrichtungsübergreifender digitaler Patientenakten (38 %) würden viele Ärzte großes Potenzial für die Patientenversorgung sehen.
Allerdings hätten rund 44 Prozent der Befragten ernsthafte Zweifel, ob sie durch die Digitalisierung wirklich mehr Zeit für ihre Patienten haben. Als mögliche Hemmnisse sieht die Ärzteschaft laut KBV auch das Thema IT-Sicherheit (78 %) und die Fehleranfälligkeit der elektronischen Datenverarbeitung (43 %). In der Digitalisierung sieht die KBV kein Allheilmittel und keinen Selbstzweck. Es komme auf planvolle Umsetzung, sinnvolle Einbettung und Funktionalität im Praxisalltag an. Die Industrie müsse den Praxen sichere, funktionale und bezahlbare Lösungen bieten; so könnten auch Skeptiker überzeugt werden.
Das PraxisBarometer Digitalisierung wurde in diesem Jahr erstmalig durchgeführt. Es wurden rund 7.000 Praxen angeschrieben, insgesamt konnten Angaben von 1.764 Praxen ausgewertet werden. Damit stellt das PraxisBarometer laut KBV die bislang umfassendste repräsentative, wissenschaftlich begleitete Befragung von Ärzten und Psychotherapeuten zum Stand der Digitalisierung dar. Die Erhebung soll in den kommenden Jahren regelmäßig wiederholt werden.
Quelle: kbv.de